GK SBR Kulturkreis – LVR Industriemuseum Engelskirchen

Nach der langen Durststrecke wegen Corona fand am 18. August 2022 endlich wieder eine Besichtigung für die Teilnehmer des Kulturkreises statt. Auf dem Programm stand das LVR Industriemuseum in Engelskirchen. 15 Teilnehmer hatten sich angemeldet.

Im ersten Teil der Veranstaltung ging es um das Kraftwerk der ehemaligen Baumwollspinnerei. Friedrich Engels sen., Vater des berühmten Sozialisten, gründete 1837 in Engelskirchen die Textilfabrik Ermen & Engels. Rationalisierung der Produktion in einer großen Fabrik und billige Arbeitskräfte waren wichtige Faktoren, die den Unternehmer von Wuppertal-Barmen nach Engelskirchen übersiedeln ließen. Mit über 600 Arbeitskräften im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts zählte die Fabrik zu den bedeutendsten Schrittmachern der Industrialisierung im Aggertal. Die Maschinen wurden zu Beginn durch Wasserkraft angetrieben.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Wasserkraft zur Stromerzeugung genutzt, der die nun elektrischen Maschinen effizienter antrieb. Die überschüssige Energie wurde für die Elektrifizierung der Villa des Fabrikbesitzers und den Ort Engelskirchen genutzt. So entwickelte sich das fabrikeigene Kraftwerk zu einer wichtigen Energiezentrale für die Region. Die großen Schalttafeln über dem Turbinenkeller zeigen, wie der Strom verteilt wurde. Für den Notfall gab es zusetzlich eine Dampfmaschine.

Fast 150 Jahre später führten die zunehmende Automatisierung und niedrige Löhne in den Ländern der sog. Dritten Welt 1979 zur Fabrikschließung. Zum Glück konnten die Gebäude an der Agger durch die Aufnahme ins Denkmalschutzverzeichnisses erhalten werden.

Nach einer kurzen Pause ging es mit einer Führung durch die Ausstellung „Mode 68 – Mini, sexy, provokant“ weiter. Passend zu dem Standort der alten Spinnerei wird hier die Entwicklung der Mode in den 60er Jahren gezeigt.

Die junge Bundesrepublik erlebte die größten gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Umwälzungen seit ihrer Gründung. Der Wandel vollzog sich in allen Lebensbereichen – besonders sichtbar auch in der Kleidung. 1968, das Jahr, in dem sich die Studentenunruhen zuspitzten, war in vielerlei Hinsicht der Höhepunkt dieser Entwicklung und wurde zum Symbol für diese Veränderungen.

Das LVR verfügt über einen riesigen Fundus an Kleidungsstücken aus dieser Zeit. Die Ausstellung beginnt mit damenhafter Mode, Herrenanzügen mit Schlips und Kragen und der damals üblichen Kinderkleidung. Was folgte waren Minirock und Maxikleid, Hotpants und Schlaghose, Space-Look und Hippieoutfit, asymmetrischer Kurzhaarschnitt und wilde Mähnen. Und nicht zu vergessen: Parka und Jeans.

Die Führung gab einen guten Überblick über den damaligen Zeitgeist, die Mode und die Musik. Für jeden fast eine Zeitreise in die eigene Jugend.

(J.C.)