GK Kulturkreis – Hutfabrik Flemming in Köln-Ehrenfeld
Der SBR besuchte am 09. und 11.04.2019 die erste Hutmacherin in Deutschland in Ihrer Hutfabrik in Köln-Ehrenfeld.
Ute Flemming ist in der 4. Generation Hutmacherin. Angefangen hat es mit dem Ur-Großvater in Berlin. Ihr Vater verließ Berlin 1961 vor dem Mauerbau. Er zog von Berlin in die Schweiz um eine Hutfabrik zu leiten, kam 1965 nach Köln als Geschäftsführer der Hutfabrik Gasten und hat 1968 mit einem Kompagnon die Firma übernommen. Zu der Zeit hat man in erster Linie für Konzerne gearbeitet. Das war damals so: 90 Prozent der Textilien mussten in Europa produziert werden, sonst wurde man mit Zöllen belegt. Dadurch war die Infrastruktur in der Region gut ausgebildet.
Bis 1986 hat Utes Vater alle großen Kaufhäuser mit alltagstauglichen Hüten für Jedermann beliefert. Größere Margen für Kaufhof, Hertie, Karstadt und Co. wurden industriell mit Pressen hergestellt. Dann brach der Markt ein. Zölle fielen weg und in „Geiz ist geil“-Manier wurde plötzlich schön billig in China, Asien und Pakistan produziert. „Das war eine Katastrophe für uns“, erinnert Ute sich. Ihr Vater musste die Belegschaft von 32 auf 6 Hutmacher schrumpfen. Doch er schaffte es, aus der Not eine Tugend machen und sich als Topadresse für exquisite Modelle zu etablieren, indem er sich aufs Handwerkliche besann.
Hüte herstellen ist ein heißes Handwerk. Der Stoff ist heiß und dampft. Im Hochsommer wird es in der Werkstatt über 40° C warm. Dann wird die Arbeitszeit auf 4 Uhr vorverlegt.
Die Grundform zur Herstellung von Hüten ist der Filz-Stumpen. Er ist eingefärbt und besteht aus Wolle oder Haar. Damit der Filz die Steifheit und Festigkeit erhält, wird er in einem Bad (Nitrat Wasserstoff NH) appretiert. Die Appretur wird zwischen zwei Walzen ausgequetscht und der Filz an einem Gestell (man nennt es Spaßvogel) zum Trocknen ausgehangen. Die einzelnen Arbeitsschritte vom Rohling bis zur fertigen Hutform mit entsprechenden Verzierungen wurden sehr anschaulich während der Führung vorgeführt.
Das Sortiment an Hüten, Kappen und Mützen ist riesig. Da durfte eine Anprobe natürlich nicht fehlen. Hier findet jeder seinen Hut – ob aus Stroh, Haar- oder Wollfilz – oder Kappe oder Zylinder. Damenhüte gibt es in allen Formen und Aufmachungen. Kaufen kann jeder zu den Geschäftszeiten.
(H-J. S.)