Wetterstation am Flughafen
Kulturkreis des SBR GK Köln
Besuch beim Deutschen Wetterdienst am Flughafen Köln-Bonn
Am 19. April 2010 trafen sich 21 Mitglieder des Kulturkreises der Kölner Telekom-Pensionäre im Terminal 1 des Köln-Bonner Flughafens. Was wollten wir dort? Wegen der isländischen Vulkanasche in Europas Himmel fand doch an diesem Tag in Deutschland und Umgebung keinerlei Flugverkehr statt. Aber fliegen war auch nicht unsere Absicht, denn wir sind ja der Kulturkreis! Wir wollten den Kölner Ableger des Deutschen Wetterdienstes (DWD) kennen lernen.
Nachdem Herr Storms in Vertretung unserer verhinderten Chefin Frau Kemp festgestellt hatte, dass alle Interessenten(Innen) pünktlich angetreten waren, begrüßten uns Frau Wirth vom Köln Bonn Airport Konrad Adenauer – so heißt das Ding offiziell – und Herr Storms vom Deutschen Wetterdienst. Nun begann aber keineswegs gleich die geplante Besichtigungstour bei den Wetterfröschen, denn zunächst mussten wir alle durch die Sicherheitsschleuse wie vor einem richtigen Flug. Vorher wurden noch die letzten Taschenmesser und Nagelfeilen am Info-Schalter zwischengelagert.
Nachdem die Kontrolleure keinerlei Mordwerkzeuge hatten finden können, stiegen wir dann alle in einen Bus, der uns im Vorfeld des Terminals spazieren fuhr. Frau Wirth erklärte uns dabei die verschiedenen Einrichtungen des Airports, zeigte uns die vielen riesigen Verkehrsmaschinen, die wegen des Flugverbotes mit wohlverpackten Triebwerken im Vorfeld standen und erklärte eingehend Länge, Breite und Beleuchtung von Hauptstart- und –Landebahn (3850 x 60 m) und Querwindbahn. Wir durften auch fleißig fotografieren, nur nicht die Einrichtungen von UPS: „Das sind Amerikaner, die sind ein bisschen pingelig bei der Sicherheit“, sagte Frau Wirth. Und dann fuhr uns Frau Wirth mit dem Bus 7,5 km durch das weitläufige Flughafengelände zu dem Wetterbeobachtungshaus des Deutschen Wetterdienstes. Hier übernahm dann Herr Storms vom DWD das Kommando. Er erklärte uns, das Gebäude stehe so weit abseits, um Einflüsse der Flughafeneinrichtungen auf die Wetterdaten zu verhindern. Wir lernten im Klimagarten die verschiedenen Messgeräte kennen, mit denen Temperatur, Bodentemperatur, Windstärke und –Richtung, Sonnenscheindauer, Niederschlagsmenge, Luftfeuchte usw. erfasst und in das Beobachtungshaus weiter gemeldet werden. Nur die Schneehöhe wird – soweit vorhanden – alle sechs Stunden von Hand mit einem Lineal gemessen. Für die Aufstellung der Geräte gibt es genaue, international festgelegte Bestimmungen, z.B. wird die Lufttemperatur in 2 m Höhe über Grasbewuchs gemessen, die Bodentemperatur 2 cm über unbewachsenem Boden. Interessant fand ich, dass neben jedem modernen elektronischen Messgerät noch ein herkömmliches Gerät für die gleichen Messungen vorhanden ist, z.B. die Glaskugel für die Sonnen¬scheindauer, Quecksilberthermometer für Maximal- und Minimaltemperatur usw. Nur solche altherkömmlichen Geräte hatte ich gesehen, als ich vor fast 60 Jahren mit der Schule am Essener Flughafen die Wetterstation besichtigt hatte.
Aber nicht nur im Klimagarten stehen zahlreiche „Wettermessgeräte“, auch an Anfang und Ende der beiden Start- und –Landebahnen. Z.B. werden dort „punktgenau“ Windstärke, Windrichtung, Wolkenhöhe und Sichtweite gemessen und über den Tower den Piloten der startenden oder landenden Maschinen gemeldet. Aufgabe des DWD in Köln ist es nämlich nicht nur, Wetterdaten für die Vorhersage für Wochenendreisende zu sammeln, sondern der Flugwetterdienst, also die Fliegerei mit den erforderlichen Angaben zu versorgen. 40 % der Flugunfälle haben mit dem Wetter zu tun! Eben wegen des Flugwetters gibt es deswegen in Wahn parallel zum DWD auch einen militärischen Wetterdienst.
Nach eingehender Besichtigung von Klimagarten und zugehörigem Wetterbeobachtungshaus fuhren wir mit dem Bus zurück zum Terminal, wo wir uns mit Dankesworten von Frau Wirth unserer Flughafenführerin, verabschiedeten. Nun strebten wir mit Herrn Storms vom DWD auf deren Räume in diesem Gebäude zu. Von dort aus werden alle in Wahn gemessenen Werte an eine Zentrale gemeldet und letztendlich weltweit verbreitet, u. a. um daraus Wettervorhersagen zu erstellen. Die Vorhersagen für bis zu sieben Tagen werden mit Hilfe von Wettermodellen auf einem Computer erstellt. Dieser Computer hat die Rechenleistung von 30 000 PCs. In die Berechnungen gehen auch die Messwerte von Wettersatelliten, die jede viertel Stunde die Wolken von oben fotografieren, von 16 Wetterradarstationen im Bundesgebiet und von Wetterballons ein, die an neun Stationen in Deutschland alle sechs Stunden aufgelassen werden und eine Höhe von bis zu 40 km erreichen.
Dreieinhalb Stunden nach Führungsbeginn verabschiedeten wir uns dann mit heftigen Dankesworten auch vom sehr auskunftsfreudigen und versierten DWD-Herrn Storms. Nicht alles, was wir in der langen Zeit gehört hatten, blieb hängen, im Kopf oder in meinem Notizbuch (5 Seiten!). Aber alle Teilnehmer haben wohl viel interessantes Neues gehört und nehmen den Wetterbericht im Radio nun anders wahr, als vor unserer Exkursion.
Ein auch erfreulicher Nebeneffekt der Kulturkreisveranstaltungen: Man trifft frühere Kollegen(Innen), die man seit Jahren nicht mehr gesehen hat.
Ihr Gerhard Meyer < zu den Bildern >