Kulturkreis – LVR-Museum „Alte Dombach“
Am Dienstag, den 09.07.2024 holten wir vom SBR-Kulturkreis mit 15 Senioren unseren schon für 2021 geplanten, durch Corona verhinderten Besuch der „Alte Dombach“ in Bergisch Gladbach nach. Das LVR-Industriemuseum „Alte Dombach“ liegt hinter hohen Bäumen versteckt an der kleinen Strunde. So idyllisch der Bach jetzt auch fließt, führte das noch nie so heftige Hochwasser im Juli 2021 für das LVR-Industriemuseum zur Katastrophe. Das Museum stand mehrere Meter unter Wasser. Bis in die höheren Stockwerke waren die Räume überflutet. Das Mühlrad wurde durch die Kraft des Wassers zerstört. Auch die um 1870 rund hundert Meter entfernte Maschinenhalle stand vollkommen unter Wasser und ist bis heute für den Museumsbesuch gesperrt.
Die Papierherstellung begann hier an der Strunde schon im 17. Jahrhundert. Die „Alte Dombach“ war die dritte Manufaktur zur Papierherstellung im Bereich des heutigen Bergisch Gladbach. Mit Hilfe der Wasserkraft begann man 1614 aus Lumpen Zellulose herzustellen. Alte zerrissene Stoffe aus Flachs, Nessel oder ähnlichen Materialien kamen in einen großen, mit Wasser gefüllten Bottich und das Wasserrad hob die schweren Holzhämmer, um aus den Stoffen die Zellulose zu lösen. Zellulose lässt sich auch aus Holz und anderen Pflanzenphasern herstellen.
Dieses Gemisch bestand aus 1 – 2% Papier und der Rest aus Wasser. Mit einem feinen Sieb, worauf ein Holzrahmen lag, wurde dieses Gemisch in dem großen Bottich von unten nach oben geholt, so dass sich die Zellulose gleichmäßig auf dem Sieb verteilt und das überflüssige Wasser abläuft. Diese Arbeitsschritte zur Papierherstellung heißen schöpfen, gautschen, filzen, pressen und trocknen. Das ist die klassische Papierherstellung von Hand.
Der Franzose Nicolas Louis Robert begann 1799 mit der mechanischen Papierherstellung. Das Schöpfrad hob kontinuierlich Papiermasse aus der Bütte auf das Sieb, das vorwärts sowie hin und her über eine Kurbel bewegt wurde. Am Ende des Siebs lief das Papier zwischen Presswalzen hindurch und wurde dann noch feucht aufgewickelt.
Nach diesem Verfahren wird bis heute Papier hergestellt. In modernen Maschinen läuft das Papier mit einer Geschwindigkeit von 100 km/h durch. Der ganze Prozess von der Zellulose bis zum Aufwickeln auf der Rolle dauert nur 19 Sekunden.
Im Museum ist eine kleine Papiermaschine aufgebaut, wo man die einzelnen Schritte genau beobachten kann. Diese Labor-Papiermaschine wurde 1957 für die Bayer Werke Leverkusen hergestellt. Mit ihr wurden Farbversuche gemacht. Um die Papiermaschine nicht zu verschrotten, schenkte die Firma Bayer dem LVR-Industriemuseum diese Maschine. Sie ist voll funktionstüchtig und man kann alle Schritte der Papierherstellung sehen. Eine interessante Vorführung.
(Text und Fotos: H.-J. Stephan)